Hanoi

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Hanoi

Hanoi ist die älteste der bestehenden Hauptstädte Südostasiens. Belegt ist sie in ihrem Gründungsjahr 1010 als Zitadelle Thăng Long. Im Laufe der Jahrhunderte wurde Hanoi wiederholt von Invasoren erobert, verlor dabei auch seinen Status als Hauptstadt und wurde mehrfach umbenannt. Die quirlige, fast schon chaotisch anmutende Metropole bietet eine ganze Reihe von Sehenswürdigkeiten und ist ein sehr guter Ausgangspunkt, um in die Kultur des südostasiatischen Landes abzutauchen.

Das „Old Quarter“, der alte Stadtkern, ist durchzogen von gewundenen Straßen. Hier spürt man den Puls des vietnamesischen Alttaglebens, auch wenn Hanoi an einigen Ecken touristisch überlaufen ist (gerade rund um den Hoam Kein See). Einen Café hier, eine heiße Pho dort, und dabei den Menschen zusehen ist schon Attraktion genug. Hanoi ist eine relativ sichere Stadt, abgesehen von üblichen Abzocken bei Taxis (Vorsicht, selbst bei eingeschaltetem Taxameter wird geschummelt) und dem Bezahlen (die Geldscheine sind ungewohnt und haben für uns einfach zu viele Nullen; die letzten drei Nullen werden oft weggelassen und es kann schon vorkommen, dass einem 10 angezeigt wird, man mit einer 100.000VND-Note bezahlt und diese nickend einbehalten wird, obwohl es eigentlich nur 10.000VND kostet). Abgesehen von den Tricksereien ist das gefährlichste bei einem Besuch in der Hauptstadt von Vietnam das Überqueren der Straße! Wer das erste Mal in Asien unterwegs ist, bekommt vielleicht einen Kulturschock: Das laute, chaotische Gewusel auf den Straßen (ohne Hupen geht gar nichts), der unberechenbare Verkehr (jede noch so kleine Lücke wird ausgenutzt und manchmal wird auch schon mal über den Fußweg gefahren, wobei der meistens mit Motorrollern vollgeparkt ist), die fremden Gerüche und Speisen, ... Doch keine Sorge, an dieses „Chaos“ gewöhnt man sich relativ schnell. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass man beginnt, es irgendwie zu lieben! Da wir schon in China, Indien und Bangkok unterwegs waren, war es für uns fast wie nachhause kommen.

Wer sich die vorherigen Reisen angesehen hat, wird gemerkt haben, dass sich bei uns auch viel ums Essen dreht und wir auch gerne Märkte besuchen. Eine Spezialität von Hanoi ist der Egg Coffee. Die Kombination aus süßer Ei-Creme und starkem Kaffee ist einfach genial! Er schmeckt wie flüssiges Tiramisu. Einfach nur lecker!

Silvester in Hanoi

Ein paar Tage vor Silvester hatten wir gesehen, dass eine Bühne am Hoan Kiem See aufgebaut wurde. Generalprobe war am Abend zuvor. Schon aus der Ferne dröhnte die laute Elektromusik. Ein Heavy-Metal-Konzert erschien einem leise dagegen. Dazu eine Lasershow mit überdimensionalem Astronaut und ein Space-Shuttle, das an einem Stahlseil von der Bühne herab über das Publikum schwebte... Noch hakte es an der einen oder anderen Stelle, aber bis zur großen Show sollte alles sitzen.

An Silvester wurden Lokale zu Motorradstellplätzen umfunktioniert und die Menschenmassen schoben sich Richtung Hoan-Kiem-See. Die Stimmung war super. Die Mädels hatten sich aufgebrodelt und am Dom fand das grosse Fotoshootings statt. Überall  wurde geposed und Selfies geschossen. 

Die eigentliche Show hatten wir uns gespart, da wir ja schon die Generalprobe miterlebt hatten. Mit einem guten Bier haben wir uns stattdessen auf die Dachterrasse unseres Hotels verzogen, um das Spektakel von oben zu betrachten. Der Schall vom Hoan-Kiem-See drang zu uns hinauf, so dass wir die Elektromusik noch in Zimmerlautstärke hören konnten. Nachdem der Countdown auf der Leinwand heruntergezählt wurde, gingen ein paar kleine Pyros am Bühnenrand an und die Leute klatschten und schrien. Das von uns erwartete Feuerwerk blieb leider aus (es wurden nur 4 oder 5 Raketen in die Luft geschossen. Pünktlich um 00.30 Uhr wurde die Show abgebrochen und die Menschen hörten auf zu tanzen. Innerhalb von 15 Minuten waren dann  fast alle Vietnamesen gesittet auf dem Weg nach Hause.

Der Hoan-Kiem-See  ist Hanois berühmtester See und trennt Alt-Hanoivom einstigen französischen Kolonialviertel.

Noch im 18. Jahrhundert war der See um ein Mehrfaches größer als heute, besaß einen direkten Zugang zum Roten Fluss, diente Flottenparaden und war mit den anderen Seen der Stadt durch Kanäle verbunden. Der See wurde im 19./20. Jahrhundert teilweise zugeschüttet.

Der Name des Sees („See des zurückgegebenen Schwertes“) geht auf eine variantenreiche Legende zurück:

Anfang des 15. Jahrhunderts, während der chinesischen Besatzung, übergab der Sage nach eine riesige, im See lebende, goldene Schildkröte dem armen Fischer Le Loi ein magisches Schwert, welches ihn unbesiegbar machte. Er benutzte das Zauberschwert, um in einem erbitterten Kampf (1418–1428) die Truppen der Ming-Dynastie vernichtend zu schlagen, und wurde im Jahre 1428 König. Nach der Siegesparade begab sich der junge König zum See, um den Göttern zu danken. Da tauchte die goldene Schildkröte erneut auf und forderte das Schwert zurück. Bevor Le Loi sich entscheiden konnte, löste sich plötzlich das Schwert aus der Scheide, stieg zum Himmel empor und verwandelte sich in einen großen jadefarbenen Drachen, der über dem See schwebte und dann in die Tiefe stürzte.

Le Loi ernannte das Tier zum Schutzgeist des Sees. Aus Dankbarkeit und zur Erinnerung an dieses Ereignis ließ Le Loi auf einer kleinen Insel in der Mitte des Sees den dreistöckigen Schildkrötenturm errichten, der bis heute das Wahrzeichen Hanois ist.

1968 wurde tatsächlich eine 2,10 m lange und 250 kg schwere Schildkröte aus dem See geborgen, welche etwa 400 Jahre alt gewesen sein soll. Sie ist präpariert in einem Glaskasten im Jadeberg-Tempel ausgestellt. Der Jadeberg-Tempel befindet sich auf einer kleinen Insel, auf die die The-Huc-Brücke führt.

 

Heute wird die nördliche Uferstraße (Lê Thái Tổ) an den Wochenden für den Verkehr gesperrt. Familien flanieren dann auf der Straße mit ihren Kindern auf der Straße. Der See wird dann auch gerne als Kulisse für Hochzeitsfotos und Selfies genutzt.

Literaturtempel

 Der Literaturtempel, Van Mieu auf Vietnamesisch, liegt etwa zwei Kilometer westlich des Hoan-Kiem-Sees. Er wurde im typisch chinesischen Stil mit fünf Innenhöfen unter Kaiser Ly Thanh Tong im Jahr 1070 errichtet. Der Tempel ist Konfuzius geweiht, dem großen Gelehrten und Dichter sowie den bedeutendsten vietnamesischen Schriftstellern und Gelehrten. 1076 wurde hier unter seinem Nachfolger Ly Nhan Tong der Tempel erweitert und das erste kaiserliche Institut der Söhne des Landes, Quoc Tu Giam, gegründet, der Vorläufer einer Universität. Hier sollten die Mandarine, Staatsbeamte nach chinesischem Vorbild, ausgebildet werden – zunächst nur Anwärter adliger Herkunft. Erst 1442 wurden die Zugangskriterien gelockert und Studenten aus ganz Vietnam strömten nach Hanoi, denn nun wurden zusätzlich Literatur, Dichtkunst sowie die Prinzipien des Konfuzianismus gelehrt. Der Kaiser war es auch, der die Namen und Geburtsorte der herausragenden Gelehrten auf Stelen meißeln ließ; davon sind heute noch 82 erhalten – diese zählen zum UNESCO-Welterbe.  Bei fast allen Gebäuden handelt es sich lediglich um wunderschöne Nachbauten im traditionellen chinesisch-vietnamesischen Stil.

Tran Quoc Pagod

Der Westsee ist ein toter Arm des Roten Flusses. Sein Umfang beträgt ca. 14 km, und somit ist er der größte See Hanois. Die Tran Quoc Pagode auf einer kleinen Insel am Ufer des Sees wurde bereits im 6. Jahrhundert von Lý Nam Đế erbaut und ist die älteste Pagode Vietnams; die heutigen Bauten stammen aber erst aus dem 15. Jahrhundert. Die Gebäude in ihrer Form entstammen den letzten größeren Baumaßnahmen aus dem Jahre 1815. Ihr heutiger Name heißt übersetzt so viel wie Stabilisierung der Nation. Ihre schöne Lage am See macht sie zu einem sehenswerten Ort zur Zeit des Sonnenuntergangs. In ihrem Garten findet sich ein Boddhi-Baum, der aus einem Ableger des originalen Baumes, unter dem einst Buddha seine Erleuchtung fand, entstand.

Tran Vu Tempel

Der kleine Truc Bach See (Weiße-Seide-See) wird seit dem 17. Jahrhundert durch einen Damm vom Westsee abgetrennt. Zum Schutz der Stadt wurde um 1010 der Tempel Tran Vu errichtet. Der daoistische Tempel stammt aus dem 11. Jahrhundert und ist dem Gott Xuan Wu, dem Dunklen Krieger geweiht. Er ist eine der mächtigsten Gottheiten des Daoismus. Angeblich wurde der Tempel vom König Lý Thái Tổ errichtet, der von 1010 bis 1028 regierte. Er ist einer von vier heiligen Tempeln, die die Hauptstadt in 4 Richtungen vor übel gesinnten Geistern beschützen sollte. Im Inneren des Tempels befindet sich eine 9 Tonnen schwere Bronze-Statue der Gottheit. Sie ist damit die zweitgrößte Statue ihrer Art in Vietnam. In seiner Geschichte hat der Tempel viele Veränderungen erfahren. Die letzte größere Bautätigkeit stammt aus dem Jahre 1893.

Hồ Chí Minh

Hồ Chí Minh erlangte mit seinem Einsatz für die Befreiung Vietnams auch über Vietnam und Asien hinaus einen weltweiten Bekanntheitsgrad. Durch seinen bescheidenen, die marxistisch-leninistische Theorie in die eigene tägliche Praxis umsetzenden Lebensstil (er lebte in einer Hütte neben dem Regierungsgebäude), der Forderung nach politischer Partizipation der Bauern und nach Gleichberechtigung von Mann und Frau wurde er zur personifizierten Revolution und glaubwürdigen nationalen Vaterfigur. „Hồ Chí Minh“ war ursprünglich nur einer seiner zahlreichen Decknamen. Er gab sich zu dieser Zeit als chinesischer Journalist aus, behielt den Namen aber später. Hồ Chí Minh war für einen einfachen Lebensstil, Bescheidenheit und Integrität bekannt, und war sowohl während seiner Präsidentschaft wie auch nach seinem Tod das Zentrum eines großen Personenkults. In Hanoi wurde ein Mausoleum im Stil des Lenin-Mausoleums errichtet, wo sein einbalsamierter Leichnam gegen seinen Willen ruht (er wollte, dass seine Leiche verbrannt und die Asche in Nord-, Mittel- und Südvietnam vergraben wird). Das Mausoleum wurde 1975 eingeweiht und steht in der Nähe des Platzes, an dem Hồ Chí Minh am 2. September 1945 die Unabhängigkeitserklärung öffentlich verlas. Tausende von Vietnamesen pilgern jährlich nach Hanoi, um ihren Onkel Ho im gläsernen Sarg ein letztes Mal zu sehen. Hände in den Hosentaschen und das Fotografieren sind verboten, selbst Handys sind draußen abzugeben. Der einbalsamierte Leichnam liegt für jeweils etwa 10 Monate im Jahr aufgebahrt in seinem Mausoleum. Die übrige Zeit wird der Leichnam in Russland neu einbalsamiert. Zum 100. Geburtstag Ho Chi Minhs wurde das Museum in Gemeinschaftsarbeit von vietnamesischen und russischen Künstlern gestaltet. Es befindet sich direkt neben dem Mausoleum in einem protzigen Betonbau. Es ist zum großen Teil Hos Schaffen für die Unabhängigkeit Vietnams und dem Streben nach Kommunismus gewidmet. Neben den Exponaten über sein Leben wird hier vor allem der Sieg über die französische Kolonialmacht ausführlich dargestellt.

 

Gleich neben dem Museum befindet sich die Einsäulenpagode inmitten eines Lotusteichs und wurde ursprünglich von Kaiser Ly Thai Tong im Jahr 1049 errichtet. Das einem zu groß geratenen Haus für böse Geister ähnelndem Bauwerk ist eines der ältesten Gebäude sowie ein Wahrzeichen von Hanoi. Zwar handelt es sich heute nur noch um einen Nachbau des Nachbaus, doch das tut der Schönheit der Pagode keinen Abbruch.

Ethnologische Museum

Das Ethnologische Museum von Vietnam in Hanoi, dessen Schwerpunkt bei den 54 offiziellen Völkern Vietnams liegt, ist sehr interessant. Hier erfährt man viel über die Minoritäten und deren Leben. Es liegt auf einem 13 200 m² großen Gelände im Cầu Giấy Distrikt etwa 8 km von der Stadtmitte. Der Bau des Museums wurde 1987 begonnen und 1997 fertiggestellt. Das Ausstellungsgebäude wurde von dem Architekten Ha Duc Linh, einem Angehörigen der vietnamesischen Volksgruppen der Thai, in Form einer Dong-Son-Trommel entworfen. Neben diesem modernen Bau mit seiner umfangreichen Ausstellung gibt es im Freigelände mehrere Hausnachbauten im Originalgröße. Das Museum verfügt über mehr als 15.000 Ausstellungsobjekte. Die Sammlungen sind auf Vietnamesisch, Englisch und Französisch beschriftet. Das Museum ist vor allem für Kulturinteressierte empfehlenswert. Man kann da einen ganzen Tag dadrin verbringen.

B52 Victory Museum

Das B52 Victory Museum widmet sich der Luftabwehr Nordvietnams im amerikanischen Krieg. Das Museum veranschaulicht den Sieg der Hanoier Bevölkerung und der vietnamesischen Streitkräfte über den strategischen B-52-Flugangriff der USA Ende Dezember 1972. Die Vietnamesen schossen damals 81 Flugzeuge ab, darunter 34 der riesigen B52 Bomber. Das Wrack des ersten während des Vietnamkrieges abgeschossenen B52 Bombers ist hier ausgestellt, sowie mehreren Waffen, mit denen sie die Flugzeuge zum Absturz brachten.

 

Ich war durch Zufall daran vorbeigekommen und hatte einen Blick auf das Wrack geworfen. Im Museum war ich allerdings nicht; hier gibt es noch viele Artefakte aus dieser Zeit zu sehen.

Hỏa-Lò-Gefängnis

Hanoi Hilton war in Anlehnung an die Hilton Hotels die ironische Bezeichnung amerikanischer Kriegsgefangener für das Hỏa-Lò-Gefängnis in Hanoi. Eingerichtet 1896 unter der französischen Besatzung diente es als Gefängnis für vietnamesische Revolutionäre um dann später zur Zeit des amerikanischen Krieges amerikanische Soldaten zu inhaftieren. Das Gefängnis dient heute als Museum und beschäftigt sich mit der Zeit vor 1954, als die Franzosen hier vietnamesische Patrioten und Revolutionäre gefangen hielten und folterten. Das Ganze wird sehr anschaulich gemacht, indem Gegenstände, die zur Folter benutzt wurden ausgestellt sind und die ehemaligen Zellen mit Puppen bestückt wurden.

 

Das Gefängnis wurde später während dem Vietnamkrieg zur Inhaftierung amerikanischer Kriegsgefangener benutzt und wird seitdem Hanoi Hilton genannt, um die angenehmen Haftbedingungen für Amerikaner zu verdeutlichen. In einem kleinen Teil wird diese Zeit des Gefängnisses dargestellt. Wie viel davon aber einfach nur Propaganda ist, sei dahingestellt. Man sieht Bilder von Amerikanern beim Fussballspielen, Kartenspielen, lachend rumalbern. Es mutet mehr wie ein Feriencamp an. Was davon nun wirklich der Wahrheit entspricht …