Usbekistan 2015

Usbekistan?  Ach ja, die Seidenstraße.

... aber wo liegt denn das?

 

So oder so ähnlich lautete meistens die Frage, wenn wir sagten, dass wir nach Usbekistan reisen. Manch einem fiel dann noch die Seidenstraße oder der Aralsee ein.

Usbekistan hat eine Fläche von 447.400 km² (Deutschland hat ca. 357.000 km²) und liegt mitten in Zentralasien. Neben Liechtenstein ist es der einzige Binnenstaat der Erde, der seinerseits nur von Binnenstaaten umgeben ist. Man muss also mindestens zwei Staatsgrenzen überqueren, um in einen Staat mit Zugang zu einem offenen Meer zu gelangen.

 

Eine Reise nach Usbekistan ist ein bißchen Abenteuer und Exotik und kein Erholungsurlaub. Die teils schlechte Straßen und die oft recht begrenzten Speisekarten in den Restaurants werden aber fast immer durch orientalischen Charme abgefedert.

 

Taschkent, Chiwa, Buchara, Samarkand - traumhaft klingende Namen aus 1001 Nacht - sie halten den Märchenbildern von der Seidenstraße stand, auch wenn die Seidenstraße lange vor der Errichtung der prächtigen Bauten ihren Höhepunkt hatte.

Die Reiseroute:

 

Von Taschkent aus ging es mit dem Flugzeug nach Nukus. Ein Abstecher zum fast ausgetrockneten Aralsee musste sein. Die alte Hafenstadt Moynak lag einst am Aralsee - heute ist vom Aralsee nichts mehr zu sehen. Am ehemaligen Ufer rosten die davor aufgestellten Schiffswracks vor sich hin und zeugen von einer anderen Zeit, als hier noch die Wellen ans Ufer schlugen und die gesamte Region vom Fischfang lebte. Das Ufer des Aralsees ist heute gut 80 km entfernt.

Von Nukus aus ging es dann weiter über Chiwa, Buchara, Termez (afghanische Grenze) und Samarkand in das Fergana-Tal zu den Orten Fergana, Andijan und Kokand.

 

Fortbewegung im Land

 

Hauptverkehrsmittel sind Sammeltaxi, Marschrutka und Bus.

Mit dem Sammeltaxi kommt man recht gut durch das Land. Man ist weniger abhängig von Fahrplänen, aber ebenfalls recht schnell (oft schneller als mit der Bahn). Sammeltaxis  sind normale PKW, bei denen man für einzelne Sitze im Auto bezahlt. Normalerweise fahren fahren vier Mitfahrer mit, einer vorne und drei hinten. Kinder bezahlen nichts, haben aber auch keinen eigenen Sitzplatz, d.h. es kann auch schon mal vorkommen, dass 3 Erwachsene und zwei Kinder auf dr Rückbank sitzen. Marschrutka sind mehr oder weniger "Linien-Taxis". Sie fahren auf kürzeren Strecken oder innerhalb der Städte. Die Minibusse  verkehren in den Städten wie Linienbusse Die Marschrutkas, die innerhalb der Städte verkehren, haben ein Laufschild mit Nummer und oft ein zusätzliches Schild mit dem Fahrziel (meist auf kyrillisch).

empfohlene Reiseführer:

      


Unsere Reise

Taschkent

Taschkent ist die Hauptstadt Usbekistans mit ca. 2,4 Millionen Einwohnern. Sie liegt nördlich der Seidenstraße an der Grenze zu Kasachstan und ist durch die russische Architektur der 70er Jahre geprägt.

Tipp für die Übernachtung: Das familiengeführte Gulnara B&B inder Nähe des Chorsu-Basar

Taschkent ist die einzige zentralasiatische Stadt, die eine U-Bahn besitzt. Die Bauarbeiten an der Metro begannen im Jahre 1973 und vier Jahre später wurde die erste Linie in Betrieb genommen. Da die Metro zu einem Atomschutzbunker funktioniert werden kann, gilt sie als militärisch wichtig, weswegen im gesamten Innenbereich ein Fotografierverbot besteht.

 

An allen Eingängen der Metros steht mindestens ein Polizist, der einen oft schon vor dem Betreten der U-Bahnstation kontrolliert: Er fragt nach dem Pass und wirft auch schon mal einen Blick in die Taschen. Eine weitere Kontrolle gibt es unten bevor man den Bahnsteig betreten kann. Auch hier wieder Passkontrolle. Während oben nur ein flüchtiger Blick in die Taschen geworfen wird, wird unten des Gepäcks etwas genauer in Augenschein genommen. Es ist schon vorgekommen, dass Leute Ihren Pässe im Hotelsafe gelassen haben und trotz Kopien der Pässe mit auf die Wache mussten. Man sollte also immer seinen Reisepass dabei haben.

 

Nukus

Nukus ist die Hauptstadt der autonomen Republik Karakalpaksta. Sie liegt am Amudarja und hat ca. 300.000 Einwohner. Die Stadt ist typisch sowjetisch angelegt. 

Mit Plattenbauten, breiten Alleen und Magistralen besitzt Nukus weder einen kompakten Stadtkern noch den Charm des Orients. Noch im 19. Jh. bis in russische Zeit hinein, gab es hier nur eine Jurte-Siedlung. Erst 1932 bekam Nukus unter sowjetischer Herrschaft Stadtrecht.

 

Sehenswert ist vor allem das Savitsky-Museum mit seiner Sammlung russischer Avantgardisten! Aber auch der Markt von Nukus ist in seiner Größe und Warenvielfalt ein Besuch wert.

Nekropole Mizdakh Khan

Die Nekropole und Ruinenstadt Mizdakh Khan liegt etwa 20km westlich von Nukus. In dem Gebiet, das seit ca. 2000 Jahren als Friedhof genutzt wird, finden sich Zeugnisse aus der Zeit der seldschukischen Schahs von Choresmien und der Mongolenzeit.

Bevor die Araber den Islam in dieser Region verbreiteten, dominierten der Buddhismus, der Zoroastrismus und der christliche Nestorianismus. Es handelt sich somit in seinem Ursprung nicht um einen rein islamischen Friedhof.

 

Auf vielen Gräbern liegen meistens siebenstufige Leitern, eine schamanisch, mongolische Tradition, die den Eingang von der einen in die andere Welt symbolisiert und dem Toten den Übergang erleichtern soll.

Moynak

Die frühere Hafenstadt lag bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts auf einer Halbinsel am südlichen Ende des Aralsees. Heute ist das Ufer etwa 80 Kilometer entfernt. Die Stadt liegt nun am südlichen Rand der Wüste Aralkum. Damals war die Stadt bekannt für den Fischfang; die Hauptarbeitgeber waren ein Fischkonservenkombinat (Produktion bis zu 22 Mio. Dosen pro Jahr) und die Fischfangflotte.

Heute zeugen nur noch ein paar rostige Schiffswracks von der damaligen Zeit. Der Schiffsfriedhof ist das Resultat einer Umweltkatastrohe. 

Chiwa

Die Anfänge der Stadt reichen rund 2500 Jahre zurück. Die Großoase Choresm bildete bereits vor dem 6. Jh. v. Chr. eine Hochkultur. Über die Seidenstraße gelangten nicht nur Handelswaren wie Seide, Gewürze, Glas und Porzellan, sondern auch Religionen, Kultur und Völker in die Region.

  Im 8. Jh. zog durch die arabische Expansion die islamische Kultur in die Region ein. Im 10. Jh. entwickelte sich Chiwa zu einer bedeutenden Handelsstadt in der Oasenlandschaft Choresm. In dieser Blütezeit brachte die Stadt Chiwa und Umgebung berühmte Wissenschaftler hervor wie beispielsweise den multidisziplinären Naturwissenschaftler al-Biruni oder den Mathematiker al-Chwarizmi, der die Null aus dem indischen in das arabische Zahlensystem übertrug und somit in alle modernen Zahlensysteme einführte. Aus dem lateinischen Titel "Algorismi de ..." seines Werkes "Über das Rechnen mit indischen Ziffern" aus dem Jahr 825 entstand der Begriff "Algorithmus".

 

Im Verlauf der Zeit wurde die Stadt in zahlreiche Kriege verwickelt, häufig zerstört und wieder aufgebaut.

 Tipp für die Übernachtung:

Übernachten in einer Medrese (Muhammad-Amin-Khan-Medrese): das Orient Star Hotel am Westtor

Buchara

Einst war Buchara ein wichtiges und legendenumwobenes Zentrum an der Seidenstrasse. Inmitten vom Wüstensand liegt die Oase Buchara, in der historischen Landschaft Sogdien. 

Ein intensiver Freihandel verband Buchara mit Persien, China, Indien und Russland. Aber auch venezianische Kaufleute kamen hierher, um mit orientalischen Gewürzen, Seidenstoffen, Pelzen und Goldschmiedearbeiten zu handeln.

Das Mausoleum der Samaniden aus dem 10. Jahrhundert ist das älteste erhaltene Gebäude der Stadt. Im Jahr 1220 wurde die Stadt von Dschingis Khans Truppen erobert und größtenteils zerstört.

 

 Tipp für die Übernachtung: B&B Rustam-Zuxro

Termez

Die Stadt befindet sich am Nordufer des Flusses Amudarja, der Afghanistan und Usbekistan voneinander trennt. Die zu dem afghanischen Grenzort Hairatan führende Brücke der Freundschaft ist die einzige Landverbindung zwischen den beiden Ländern.

Die wenigen Industriebetriebe betreiben Baumwollverarbeitung und Lebensmittelproduktion.

In Termiz befand sich bis Dezember 2015 der Strategische Lufttransportstützpunkt Termez. Hier wurden alle Truppen- und Nachschubtransporte für die deutsche ISAF- und deren Nachfolgemission Resolute Support in Afghanistan abgewickelt.

Samarkand

Von Termez aus ging es mit dem Taxi nach Samarkand. Samarkand liegt auf einer gut 700 m hohen Hochebene im weiten Tal des Serafschan vor den westlichen Ausläufern des Alai-Gebirges. Das Gebiet um die Stadt gehört zur Flussoase des Serafschan, der die Stadt in Norden umfließt. Samarkand blickt auf eine lange Geschichte zurück und war zu allen Zeiten in allen Reichen, denen es angehörte, von großer Bedeutung. Vor allem als Hauptstadt des Reiches von Amir Timur, bei uns besser bekannt als Tamerlan oder Timur-Lenk im ausgehenden Mittelalter. Samarkand zählt zu den ältesten Städten der Welt.

Fergana

Fergana liegt im Osten von Usbekistan im Ferganatal. In der Stadt leben ca. 190.000 Einwohner. Sie ist Industriezentrum (Petrochemie, Textilindustrie) und kultureller Mittelpunkt des Gebietes mit Hochschulen und Theater. Fergana wurde als koloniale Neugründung neben der alten Stadt Margilan erbaut.

 

Ins Fergantal gelangt man nur mit einem Sammeltaxi von Taschkent aus. Es fahren zur Zeit weder Bus noch Bahn ins Ferganatal (eine Zuglinie befindet sich aber in Bau).

 Tipp für die Übernachtung: Valentina's Guesthouse in Fergana. Die Russin vermietet teils etwas plüschige aber sehr ordentliche Zimmer in einem Plattenbau (ist nicht leicht zu finden). Es gibt ein sehr gutes Frühstück im Wohnzimmer (nebenbei läuft BBC-Fernsehen).

Al-Fargoniy 11, 4F, apt 10, Tel +998 73 244 01 48, +998 73 244 01 44.

Margilan

Margilan befindet sich 30 km nördlich von Fergana.

Margilan ist das Zentrum der usbekischen Seidenindustrie. Usbekistans größte traditionelle Seidenfabrik ist Yodgorlik, in welcher ca 2000 Mitarbeiter jährlich 250.000 m² hochwertige Seide herstellen. Wann genau die Kenntnis der Seidenproduktion im Ferghanatal Einzug hielt, ist nicht bekannt, dieser Wirtschaftszweig existiert aber bereits seit der Antike. Die Stadt hat ca. 143.000 Einwohner.

Andijan

Andijan hat ca. 318.000 Einwohnern, liegt 475 Kilometer östlich von Taschkent im Ferghanatal und ist ein Industriezentrum.

In der Umgebung von Andijan wird Baumwolle angebaut sowie Erdöl und Erdgas gefördert.

Der "alte" Basar mit der futuristischen Dachkonstruktion aus der Sowjetzeit existiert nicht mehr. Er wurde abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.

 

Unrühmlich bekannt wurde Andijan durch das blutige Niederschlagen von Demonstrationen im Mai 2005 durch Militäreinheiten und von Sondereinheiten des Innenministeriums. Dabei starben mehrere hundert Menschen.

 

Kokand

Kokand ist aufgrund seiner zentralen Lage und der Nähe zu Taschkent einer der Hauptorte des Tales. Kokand hat etwa 300.000 Einwohner.