Meine Jeans geben so langsam ihren Geist auf; der Stoff ist mürbe und reist am Knie auf. Bei den ganzen Porträts bin ich natürlich auf dem Boden rumgerutscht, um auf Höhe der Kinder zu sein. Nebenbei habe ich gleich den Boden gefegt. Meine schwarzen Jeans liegen immer noch bei der Schmutzwäsche und wollen gewaschen werden. Es hilft alles nichts, heute ist wieder Waschtag.
Wie aufs Stichwort war unsere indische Kleidung fertig zur Anprobe. Wie vermutet, war meine Kombination aus langem Hemd und Hose aus weißem Stoff. Im Oberarmbereich muss noch mal nachgebessert werden, da es für mich an der Stelle etwas zu eng war. Patricias Kleidung besteht aus einer pastellfarbenen grünen Hose und einem beigen Oberteil. Sieht sehr schick aus. Leider lassen sie die Farben etwas blass aussehen; ich vermute bei mir wird es mit dem weiß ähnlich sein. Aber egal, wir werden die Sachen in Ehren halten und auch tragen.
Kaum war die Anprobe vorbei, rollten zwei Autorikschas auf den Hof und eine komplette Großfamilie entstieg den Fahrzeugen. Auch wir wurden zum Schluss kurz dazu gebeten und wie wir erfuhren, sollte die 13-jährige Schwester eines Jungen aufgenommen werden. Der Junge selber war mir aufgefallen, weil er aus rumliegenden Schrotteilen einiges gebastelt hatte. Nun wurde entschieden, dass auch die Schwester hier her soll. Zu unserem Erstaunen erledigte Arjan (unserer Meinung nach ist er höchstens 17 Jahre alt) alles Administrative. Das machte er mit solcher Bravour, dass wir nur staunen konnten. Er prüfte dann auch alleine die Schreib- und Lesekenntnisse des Mädchens. Anschließend wurden die Verträge von den Eltern mit Fingerabdruck unterzeichnet, da die wenigsten Eltern richtig lesen und schreiben können. Auch das lief professionell ab und Arjan trug noch fein säuberlich die Namen der Eltern ein.
Am Nachmittag war unsere Kleidung fertig. Natürlich mussten wir sie anprobieren und so begann die Verwandlung eines Deutschen in einen Punjabi. Arjan band mir dann auch den Turban und die Verwandlung war perfekt.
Patricia hatte sich auch ihre Kleidung angezogen und wird gaben ein nahezu perfektes Punjab-Paar ab.
Alle, die an unserer Verwandlung beteiligt waren, waren hellauf begeistert und so mussten wir erst eine Runde durch den Hof drehen und dann noch zu den Kindern, die Musik übten. Alle fanden unser Outfit super. Wir sind noch den ganzen Nachmittag in der Kleidung rumgelaufen und haben wieder auf dem Dach mit den Kindern gemalt. Abends war ich dann aber doch froh, den Turban abnehmen zu dürfen. Da ich das Turbantragen nicht gewöhnt bin, drückte es dann doch an den Ohren.
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