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07.03.2023 Morgens in Nangal Sohal

Wenn man sehr früh aufwacht, sollte man die Gunst der Stunde nutzen und sich den Sonnenaufgang ansehen. Da ich mich erst fertig gemacht habe, war ich leider ein paar Minuten zu spät dran. Auch wenn ich nicht den geröteten Himmel hatte und die Sonne schon etwas höher am Horizont stand, sind mir ein paar gute Aufnahmen gelungen. Es lohnt sich, ab und zu früh aufzustehen. Alles ist noch ruhig, die Bäume sind in leichten Dunst gehüllt und alles erstrahlt in leichten Gold- und Ockertönen. Es ist keine spektakuläre Landschaft, nur Getreidefelder mit vereinzelten Bäumen. Manch einer würde es als langweilig bezeichnen. Es ist der kurze Augenblick des Sonnenaufgangs, der die Landschaft verzaubert. Der Augenblick währt nicht lange, denn dann steht die Sonne wieder hoch am Himmel und die Temperaturen steigen wieder auf über 30°C. 

Nach dem Frühstück haben wir uns unserem Werk gewidmet und alle Fotos auf schwarze Pappe geklebt. Mit den Angestellten sind es 5 Blätter im A1-Format geworden; 4 Blätter nur die Kinder und auf einem Blatt, etwas dichter gedrängt, alle Angestellte. Wir finden, es ist richtig gut geworden. Jetzt müssen wir nur noch sehen, dass irgendjemand in Schönschrift die jeweiligen Namen und das Alter drunter schreibt …

 

Das Fotografieren hat alle so begeistert, dass sie sich fein angezogen haben und noch ein paar Fotos haben wollten. Leider war das so spontan und überraschend, dass ich keine Zeit hatte, mir einen geeigneten Ort zu suchen. Ich konnte gerade noch meine Kamera holen, da standen sie auch schon in Reih und Glied. Es sind auch ein paar schöne Gruppenfotos entstanden. Wir müssen mal sehen, wie wir das mit dem ausdrucken machen; gerade bei den Gruppenfotos sollte es mindestens A4-Format sein, damit man noch jeden einzelnen gut erkennen kann. Die Ausdrucke von dem Smartphonedrucker sind dafür zu klein.

die Kinder wollen die Fotos auf der Kamera sehen
die Kinder wollen die Fotos auf der Kamera sehen

 

 

Abends ging es dann noch mal mit dem Pickup los. Ich hatte nicht richtig verstanden, wohin sie fahren. Irgendetwas mit „fair“, konnte mir jetzt aber nichts darunter vorstellen. Als ich gefragt wurde, ob ich mitkommen möchte, habe ich natürlich sofort ja gesagt. Ich bin ja immer an allem und jeden interessiert. Die Fahrt auf der Ladefläche des Pickups war wie immer interessant. Wo und wie kann ich mich festhalten, um nicht bei jedem Schlagloch in die Kinderschar zu fallen. Zu meiner Verwunderung hielten wir bei einem Rummel. Also hatte ich mich doch nicht verhört, aber die Vorstellung mit 40 Kindern auf den Rummel zu gehen, schien mit doch zu absurd. Ich sollte dann meine Flip-Flops im Fahrzeug lasse und so sind wir dann alle Barfuß durch die Strassen gelaufen. Ich habe Indien also hautnah erlebt (und möchte nicht wissen, in was ich alles getreten bin). Wir sind jedoch nicht auf den Rummel gegangen, sondern zu einem Tempel am Rande des Rummels. Dort wurde wurde kurz der Segen abgeholt und dann ging es auch schon wieder am Rummel vorbei zurück zum Pickup, um zum nächsten Tempel zu fahren, wo es dann das kostenlose Abendessen gab. Der Pickup stand etwas abseits auf einem Parkplatz und so ging es wieder barfuß durch die Gassen, in denen viele Händler ihre Stände hatten,  zum Tempel. Nach dem Abendessen ging es dieselben Gassen wieder zurück. Vor dem Parkplatz gab es einige Stände, die Süßes anboten, unter anderem Eis und die in Indien allseits beliebten Puri (Teigbällchen, die mit dem Daumen eingedrückt und anschließend mit süß-scharfer Sauce gefüllt werden - sehr lecker). Für die Kinder ein Genuss und für mich ein Vergnügen, ihnen dabei zuzusehen!

 

Danach sollte es zurückgehen, aber auf der Rückfahrt hielt der Pickup plötzlich und der Fahrer bat mich auszusteigen. Er hatte den ganzen Tag sein Smartphone gesucht und es irgendwo liegengelassen. Er suchte es noch mal bei sich zu Hause und ich sollte seine Familie kennenlernen. Außer Arjan, der Junge, der uns als Übersetzer zur Seite steht, sind alle Kinder beim Fahrzeug geblieben. Für mich wurde wieder ein Stuhl in die Mitte gestellt, ich bekam ein Glas Cola angeboten und wartete, während der Fahrer sein Smartphone suchte. Irgendwie eine für mich peinliche Situation, die für die Inder aber völlig normal zu sein schien. Im Nachbarraum entdeckte ich den Vater vom Fahrer. Ich kann das Alter der Leute immer schwer abschätzen, aber da der älteste Sohn des Fahrers schon erwachsen war, muss der Vater des Fahrers deutlich über 70 sein. Auch wenn fast alle Inder ein Smartphone haben, werden Papierbilder hoch geschätzt. In sofern war mir klar, dass ich den Vater fotografieren muss. Also fragte ich den Fahrer, ob er etwas dagegen hätte, wenn ich seinen Vater fotografiere. Die Lichtverhältnisse waren mehr als bescheiden, irgendwelche Anweisungen zu geben unmöglich und der erste Schuss musste sitzen, einen zweiten oder dritten gibt es nicht. Zum Glück ist mir das Foto auch gelungen. Der Fahrer bekommt es dann morgen ausgedruckt.

 

der Vater des Fahrers
der Vater des Fahrers

So gegen 22:00 Uhr waren wir dann wieder zurück auf dem Hof. Für die Kleinsten mal wieder ein viel zu langer Tag …

 

Morgen ist ein Ausflug an die Pakistanische Grenze geplant - mal sehen ob er stattfindet, denn er war eigentlich auch schon für heute geplant. Aber so ist halt Indien.

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