Um uns herum baute sich eine Wolkenwand auf und über uns klarer Himmel. Gegen 0:00 Uhr setzte dann aber leider der Regen ein. Der Kamelwagen wurde mittels einer Plane kurzerhand in ein Zelt verwandelt. Dichtgedrängt lagen bzw. hockten wir zu sechst unter dem Wagen. Ich hatte meine Kameratasche als Kopfkissen genutzt. An schlafen war nicht zu denken, wir dösten allenfalls etwas vor uns hin.
Gegen 4:00 Uhr morgens hörte der Regen auf und um 5:30 Uhr ergriffen Patricia und ich die Flucht nach draußen. Patricia hatte in der Nacht, als der Regen begann, ihr Regencape ausgepackt, welches wir dann als Unterlage zum Sitzen nutzten. Erwartungsvoll blickten wir dem Sonnenaufgang entgegen.
Gegen 6:30 gab es ein eher dürftiges Frühstück: Chai, Bananen und über dem Feuer geröstetes Toast. Anschließend wurde alles wieder auf dem Wagen verstaut. Der Ritt zurück ins Dorf dauerte eine knappe Stunde.
Auf dem Rückweg zu unserem Guesthouse machten wir noch bei dem Rattentempel Karni-Mata halt. In dem Tempel leben tausende Ratten, die von den Besuchern mit mitgebrachten Speisen und Getränken versorgt werden. Wie in allen Tempeln muss man auch hier die Schuhe ausziehen.
Nach einer Legende sei Karni Mata (eine Erscheinungsform der Göttin Dunja) der tote Sohn einer Fürstenfamilie gebracht worden, um ihn wieder zum Leben zu erwecken. Daraufhin habe sie in Trance den Totengott Yama um die Herausgabe des verstorbenen Kindes gebeten. Yama habe jedoch geantwortet, er könne ihr die Seele nicht übergeben, da das Kind schon wiedergeboren sei. Daraufhin habe Karni Mata geschworen, dass niemand ihres Volkes je wieder das Totenreich des Gottes Yama betreten würde und die verstorbenen Seelen nach ihrem Tod als Ratten wiedergeboren würden. Wenn die verstorbenen Seelen das Leben als Ratte hinter sich hätten, sollten sie als Charan (Barden) wiederauferstehen.
Da die Nacht recht kurz war, haben wir im Guesthouse nur schnell eine Dusche genommen, uns auf’s Bett gepackt und den Rest des Tages nichts mehr unternommen.
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