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24.04.2023 Das waren 73 Tage Indien

Vielen Dank an alle, die diesen Blog gelesen und uns auf unserer Reise begleitet haben. Das waren jetzt 73 Tagen Indien und wir sind wieder zurück in Berlin. Was folgt ist ein kurzes Resümee und damit endet dann auch der Indien-Blog:

 

Indien ist ein tolles und spannendes Land. Das Aufregendste sind die Menschen mit denen man in Kontakt kommt. Die Kultur ist über das Land verteilt extrem facettenreich und unterschiedlich, so dass wir gar nicht sagen können, wo es uns am besten gefallen hat. Wenn man aufgeschlossen durch das Land reist, ergeben sich viele Kontakte und man erlebt spannende Dinge. Natürlich wird man auch von vielen Leuten angesprochen, die Ihre Geschäfte mit uns Touristen machen wollen. Auch wenn es nervt, kann man es ihnen verdenken? Würde man das nicht umgekehrt ganz genauso machen? Mit der Zeit lernt man wieder seinen Instinkten zu vertrauen, wer will nur Geschäft machen und wer will Kontakt haben.

 

Wer nach Indien reist, wird ständig mit zwei großen Herausforderungen konfrontiert: Extreme Armut sowie der Müll und Gestank auf den Strassen.

Die Armut darf man nicht (zu sehr) an sich heranlassen. Man wird überall und ständig mit ihr konfrontiert. Es ist schwer, bettelnden Kinderaugen standzuhalten, aber denen Geld zu geben ist keine Lösung und spätestens an der nächsten Ecke wird man wieder damit konfrontiert. So hart das jetzt auch klingen man, es hilft, wenn man sich klar macht, dass man nicht allen helfen kann. 

Schwieriger war es für mich den Müll und den Gestank zu ignorieren. Hatte das anfangs noch recht gut funktioniert, hatte ich zum Ende unserer Reise meine Probleme damit. Überall wird der Müll einfach an den Straßenrand geworfen und türmt sich dort. Auf den Straßen läuft man ständig Slalom um die Kuhfladen und den Hundedreck, wobei man aufpassen muss, dass man beim Ausweichen nicht von einem Motorrad erwischt wird. Hinzu kommt noch, dass reihenweise an die Hauswände gepinkelt wird. In kleineren Gassen verlaufen zudem auch die offenen Abwasserkanäle entlang der Gasse. Das alles zusammen führt zu einer erheblichen Geruchsbelästigung. Wer auf den Touristenpfaden bleibt wird weniger damit konfrontiert werden. Uns zog und zieht es natürlich immer die schmalen Gassen, dort wo sich meistens auch das Leben abspielt, und somit bekamen wir das auch viel stärker und intensiver mit. Vielleicht würde ich mich irgendwann daran gewöhnen und könnte es wieder ignorieren, wenn wir noch länger in Indien geblieben wären. 

 

Mit dem Essen in Indien hatten wir keine Probleme. An den Straßenständen ißt man für wenig Geld sehr gut und lecker (immer darauf achten, dass es frisch gemacht wird). Oft ist es in den touristischen Gegenden schwierig, die Straßenstände zu finden (wie z.B. in Pushkar). Sehr empfehlenswert sind die Chai-Stände - der Tee wird meistens frisch zubereitet und schmeckt an jedem Stand anders. Kurz einen Chai getrunken und schon fühlt man sich gestärkt für weitere Abenteuer. Was man nicht unterschätzen sollte, ist Hitze. Pro Tag und Person haben wir gute 3 Liter Wasser getrunken. Es gibt zwar überall Trinkwasserstellen, aber das Wasser ist für unsere europäische Darmflora leider weniger geeignet; in sofern haben wir uns immer mit abgepacktem Wasser versorgt. Nervig, aber wer möchte schon den größten Teil seiner Reise auf der Toilette hocken und sich mit Medikamenten vollstopfen? Wir haben unsere Erfahrung mit dem Tempelwasser in Amritsar gemacht. Den Joghurt am Straßenstand haben wir prima vertragen, aber 3 Becher Wasser nicht.

 

Was ich bei der nächsten Indienreise besser oder anders machen würde? Mich vor der Reise wesentlich besser vorbereiten und mich genauer über die Feste in Indien informieren. Bei Haridwar (Shivaratri) hatte ich es gemacht und es sind ganz gute Fotos entstanden. Aber das eine oder andere Fest haben wir verpasst oder waren nicht darauf vorbereitet, weil wir nicht wußten, was uns da erwartet. Und ganz, ganz wichtig: Mir beim Fotografieren mehr Zeit nehmen. Ich habe viele unscharfe Fotos gemacht, weil ich mich selber unter Zeitdruck gesetzt habe. Entweder habe ich im Vorbeigehen zu schnell ein Foto gemacht (statt stehenzubleiben im Gehen fotografiert) oder ich wollte die Leute nicht zu lange von ihrer Arbeit abhalten und habe den Auslöser zu schnell gedrückt. Ich muss noch an mir arbeiten und lernen, ganz bewußt Fotos zu machen und auf die (alle) Kameraeinstellungen zu achten. Das sind aber jetzt meine persönlichen Ansprüchen an mich selber, um tolle Fotos zu machen. Da ist es aber vielleicht sogar sinnvoller, gezielt eine reine Fotoreise zu unternehmen. Es ist jedes Mal der Zwiespalt zwischen Fotografie und Sightseeing, was dazu führt, dass man meistens bei beidem einen Kompromiss eingeht. Auf alle Fälle muss ich noch herausfinden, wie man an gute (Foto-)Guides kommt.

 

Fazit: Vor Indien muss man keine Angst, auch wenn Armut, Lärm, Müll, Dreck und Gestank im ersten Augenblick abschreckend erscheinen. Ja, Indien ist chaotisch, laut und dreckig. Aber Indien ist auch magisch, bunt und faszinierend. Indien ist extrem. Man muss sich auf das Land einlassen und sollte keine Angst davor haben. Wer sich nicht auf das Land einläßt und überall deutsche Maßstäbe ansetzt wird in dem Land sehr schnell verzweifeln.

Wir werden jedenfalls wieder nach Indien reisen. Vielleicht sogar schon im nächsten Jahr und dann werden wir natürlich auch wieder das Projekt von "Anand Jeevan" (www.anand-jeevan.com) besuchen. Aber bis dahin ist noch viel Zeit.

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